"Paddel in Vorhalte" auf amerikanisch

"Paddel in Vorhalte" auf amerikanisch

von Andreas Pinkert (Schönebecker Volksstimme)

Seit Wochen ist am Bootshaus in den Abendstunden geschäftiges Treiben zu beobachten. Im stündlichen Wechsel trainieren Mannschaften auf der Saale, die beim Dickbootcup am kommenden Sonnabend um den Titel paddeln werden. In diesem Jahr mit von der Partie: Zwölf amerikanische Austauschschüler, die sich die sportliche Gaudi in der Saalestadt nicht entgehen lassen wollen.

Calbe. Es ist zwar nicht der riesige Columbia River, doch die Saale scheint auf die Austauschschüler aus Vancouver im US-Bundesstaat Washington einen solch großen Reiz auszuüben, dass sie gleich vom Steg am Bootshaus mit Kleidung in die Fluten springen.

Langjähriger Schüleraustausch

"Es ist echt schön hier", sagt die 18-jährige Emily Davis, die lieber im Trockenen bleibt und ihre Blicke auf die Häusersilhouette von "Klein Venedig" am Saalebogen richtet. Emily ist eine der zwölf amerikanischen Austauschschüler, die seit Anfang August für insgesamt drei Wochen am Friedrich-Schiller-Gymnasium zu Gast sind. Untergebracht sind die 15- bis 18-Jährigen bei Gastfamilien in der Region.

Für viele Jugendliche am Ufer des Columbia River ist Calbe keine Unbekannte, seit mehr als zehn Jahren besteht die transatlantische Partnerschaft der Schulen. Eine Gruppe von Schiller-Gymnasiasten war im Rahmen eines Austauschprogramms erst im vergangenen Oktober in der 150 000-Einwohnerstadt im Nordwesten der USA, nun erfolgt der "Gegenbesuch".

"Neben zahlreichen Ausflügen und Aktionen bereiten sich die Jugendlichen auf ein Thema vor, das im jeweils anderen Land im Unterricht vorgetragen wird", erklärt Erhard Kiel. Der Schulleiter des Friedrich-Schiller-Gymnasiums ergänzt: "Erst durch das Leben in den Gastfamilien und den Kontakt mit Gleichaltrigen vor Ort können die Lebensgewohnheiten richtig kennengelernt werden."

Und fast schon zu den Lebensgewohnheiten vieler Calbenser gehört es mittlerweile, im Sommer zum Dickbootcup an das Ufer der Saale zu pilgern und einen sportlichen Wettkampf mit bunten Kostümen und jeder Menge Spaß zu erleben.

Das "Nationenboot" geht an den Start

Daran wollten auch die Austauschschüler Anteil nehmen. Sie meldeten sich für das Rennen an und legten sich beim Training so richtig ins Zeug. Für den Großteil der Amerikaner ist das Sitzen im Wanderkanadier eine Premiere, die ersten Paddelschläge mit den Calbensern machten jedoch sichtlich Hoffnung. Die lautstarken Kommandos und Anfeuerungsrufe von Steuermann Harry Wenskus, Finanzier der TSG-Kanuten, erfolgten beim Training in Deutsch, denn was bedeutet "Paddel in Vorhalte!"auf die Schnelle ins Englische übersetzt?

Zwei gemischte Schülermannschaften wollen an den Start gehen, eine von ihnen wurde bereits auf "Nationenboot" getauft. "Für die andere Mannschaft suchen wir noch einen Namen, vielleicht was Lustiges, was Friedrich Schiller beinhaltet", sagt die 16-jährige Gymnasiastin Annika Schacke.

Die Jugendlichen wollen trotz kurzer Trainingszeit eine gute Leistung abliefern, der Spaß steht bei ihnen übermorgen allerdings im Vordergrund. Da ging es bei den "Seewölfen", die im Anschluss trainierten, schon etwas ernster zu, denn die im vergangenen Jahr hoch gehandelten Favoriten wollen ihr frühzeitiges Ausscheiden 2009 Vergessen machen.

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